Johann Adolph Albrecht Erlenmeyerwurde am 11. Juli 1822 in Wiesbaden als Sohn des Herzoglich Nassauischen Dekans Dr. phil. Friedrich Albrecht Erlenmeyer und seiner Ehefrau Marie Elisabeth
Hanckeroth aus Siegen geboren. Er ist der ältere Bruder des Chemikers Emil Erlenmeyer und Vater des Psychiaters Friedrich Albrecht Erlenmeyer. Nach Absolvierung des
Gymnasiums in Wiesbaden, am 10. Oktober 1840 ging er zunächst für ein Semester nach Marburg, dann nach Bonn, wo er am 22. Mai 1841 als Student der Medizin immatrikuliert
wurde. Er studierte in Bonn bei dem Chirurgen Karl Wilhelm Wutzer (1789-1863)
E
rlenmeyer wurde im Wintersemester 1841/42 im Corps Rhenania Bonn recipiert, das er Ende des Sommersemesters 1842 im Streit um Ideale verließ. Am 9. März 1844 gründete er zusammen mit 9 Freunden, darunter die ehemaligen Rhenanen
Gustav Alexis Eschborn und Karl Friedrich Reinhold Fock, die Landsmannschaft Teutonia, deren Stifter und erster Senior er war. Diese erste Charge wurde ihm geklammert. Auch mit seiner Größe von
1,85m war er eine hervorragende Erscheinung und ein geschliffener Redner.
Dr. med. Johann Adolph Albrecht Erlenmeyer war Sanitätsrat und ein bekannter deutscher Psychiater. Er machte im Sommersemester sein medizinisches Examen, promovierte in Berlin am 28. Dezember 1844 zum Dr. med.Danach war er Assistent bei dem
Psychiater Carl Wigand Maximilian Jacobi (1777-1858) in der Heilanstalt in Siegburg. 1845 ließ sich 1845 als praktischer Arzt in Bendorf nieder. Nachdem er im Mai 1848 Emma
Tilemann aus der alten Bendorfer Familie Tilemann geheiratet hatte, eröffnete Erlenmeyer 1848 in einer gemieteten Stockwerkswohnung seine Privatanstalt durch Aufnahme der ersten Kranken am 10. Juli 1848. Er nannte die Anstalt "Asyl für
Gehirn- und Nervenkranke", bekannte sich damit als überzeugungstreuer Schüler Jacobis und seiner somatischen Auffassung der Psychosen und zeigte damit den Weg für die von ihm als notwendig und sich gegenseitig befruchtend erkannte
Verbindung von Psychiatrie und Neurologie, für die er schon bald in seinen Veröffentlichungen nach zwei Seiten hin eintrat. Die eine hatte den klinisch-psychiatrischen Unterricht zu Gegenstand, dessen Notwendigkeit er vielleicht durch
Riedels Einfluß erkannt hatte. Die andere bezog sich auf die Vermittlung psychiatrisch-neurologischer Kenntnisse an die praktischen Ärzte.
1854 war Erlenmeyer I Mitbegründer der "Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Gerichtliche Psychologie" und übernahm die
Redaktion der dazugehörigen Gesellschaftsorgane. Im Jahre 1873 zog sich Erlenmeyer I von der Behandlung der Nervenkranken zurück, und sein Sohn, unser Erlenmeyer II übernahm die Leitung der Villa sowie die Behandlung
der dortigen Kranken selbstständig. Die Heil- und Kuranstalten in Bendorf gelangten im In- u. Ausland zu einem bedeutenden Ruf. Vater und Sohn hatten in ca. 80 Jahren die "Erlenmeyer'schen Anstalten für Gemüths- und Nervenkranke" zu Bendorf aufgebaut und geführt. Beide waren Koryphäen auf dem Gebiet der Psychiatrie und galten als
Vorreiter einer modernen Krankenbehandlung. Ihr Ruhm ging über die Grenzen Deutschlands hinaus. So wird der Name Erlenmeyer mit dem Begriff "Sanfte Psychiatrie" verbunden. Auch der Begriff "Offene Anstalt" stammt von ihm.
Adolph Albrecht Erlenmeyer verfaßte über 150 Arbeiten aus folgenden Gebieten: Irrenwesen, Irrenstatistik, psychiatrische Kliniken, Idioten- und Kretinenpflege.
Am 09. August 1877 starb Erlenmeyer in Bendorf bei Koblenz an einem Nierenleiden, der Brightschen Krankheit, im Alter von 55 Jahren, viel zu früh für seine Patienten, seine
Familie und unsere Landsmannschaft Teutonia.
Publikationen:
1.) Erlenmeyer, Albrecht / Baldinger, Ernst Gottfried, Die Gehirnatrophie der Erwachsenen, eine Skizze, Neuwied, 1852
2.) Erlenmeyer, Albrecht, Hrsg., Die Verhandlungen der "deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und gerichtlichen
Psychologie" und der "Section für Staatsarzneibunde und Psychiatrie" während der Versammlung zu Wien vom 16. - 22. September 1856
3.) Erlenmeyer, Albrecht, Wie sind die Seelenstörungen in ihrem Beginne zu behandeln?, Neuwied, 1860
4.) Erlenmeyer, Albrecht, Übersicht der privaten und öffentlichen Irren- und Idiotenanstalten aller
europäischen Staaten, Neuwied, 1863
5.) Erlenmeyer, Albrecht, Die subcutanen Injectionen der Arzneimittel, ein Vortrag, 1864
6.) Erlenmeyer, Adolf Albrecht, Über Meningitis cerebro-spinalis, Koblenz, 1865
Quellen:
1.) Historische Kommission der Landsmannschaft Teutonia Bonn, Mainz, Steinhauer und Wolff, Unsere Erlenmeyer, Bonn 1954
2.) Leibbrand, Werner, "Erlenmeyer, Johann Adolph Albrecht", in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 594, deutsche-biographie.de/pnd116541040.html
3.) Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Amtliches Verzeichniß des Personals und der Studirenden der Königlichen Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu
Bonn, Sommersemester 1844 (urn:nbn:de:hbz:5:1-16084)
4.) http://de.wikipedia.org/wiki/Adolph_Erlenmeyer
|