Jörg Kujaw wurde am 19.06.1939 in Westerstede in Oldenburg als Sohn von Franz Kujaw, der von
1937 bis 1958 Lehrer in Westerstede war, geboren und besuchte von 1945 - 1949 die Brakenhoffschule in Westerstede, danach 1949
- 1958 das Gymnasium Westerstede. Er wurde in Bonn 1958 zunächst als Student der Geodäsie immatrikuliert, wechselte
dann aber zur Phiolosophischen Fakultät. Er wurde durch AH Niemann, der ihm ein Praktikum ermöglichte, in der
Landsmannschaft Teutonia Bonn aktiv und im Sommersemester 1959 recipiert. Am 08.07.1967 wurde er philistriert.
Jörg Kujaw promovierte zum Dr. phil., nachdem er Wissenschaftlicher Angestellter am Romanischen Seminar der
Ruhr-Universität Bochum war.
Bis 2014 trug er das Band der suspendierten Landsmannschaft Palaeomarchia Halle, machte aber deren Fusion mit Ubia Bochum nicht
mit.
Dr. Jörg Kujaw war von 1974 bis 1984 Vorsitzender der AHV Teutonia Bonn, sein Nachfolger wurde nach dem Winterfest Dr.
med. Wilhelm Tappert. Dr. Jörg Kujaw übernahm nun die Redaktion der Bundeszeitung "Teutonen-Echo".
Ebenfalls 1984 übernahm er zudem das Archiv der Teutonia Bonn.
Dr. phil. Jörg H. Kujaw war Akademischer Oberrat und dozierte zuletzt in Bochum.
Dr. phil. Jörg H. Kujaw starb plötzlich und unerwartet am 29.06.2015 in seiner Geburtsstadt Westerstede.
Abschiedsworte zum Tode von Bbr. Dr. phil. Jörg Kujaw anlässlich der Trauerfeier am 9. Juli 2015
Lieber Jörg,
heute stehe ich hier mit zahllosen Trauernden an Deinem Sarg, tief erschüttert über Dein plötzliches,
unerwartetes Ableben. Ich bin sicher, dass alle das Gleiche fühlen - wir hätten Dir noch so gerne viele gesunde und
erlebnisreiche Jahre gegönnt, gerade jetzt, als Du in Deiner
Geburtsstadt Deinen letzten Wohnsitz genommen hast und Deinen inneren Frieden wiedergefunden zu haben schienst. Wir, die
Landsmannschaft Teutonia Bonn, haben Dir vieles zu verdanken. Du warst nicht nur ein aktiver Korporationsstudent, sondern hast
auch als Alter Herr Deinen Bund in vorbildlicher Weise unterstützt, indem Du von 1974 bis 1984, also für 10 Jahre,
das Amt des Vorsitzenden der Altherrenschaft unserer Teutonia bekleidet hast. Diese 10 Jahre waren sicherlich Deine
wirkungsvollste Zeit, lässt man einmal in den Hintergrund rücken, das Du im Anschluss daran für weiter 16 Jahre
unsere Mitgliederzeitschrift, das Teutonen-Echo, redaktionell erfolgreich betreut hast. 1974, als Du erstmals zum
Altherrenvorsitzenden gewählt wurdest, war keine leichte Zeit. Du wusstest darum; und trotzdem, oder gerade deshalb, hast
Du Dich für diese Amt zur Verfügung gestellt. Nach den 68-er Jahren blies den Korporationen, zumal den schlagenden,
ein eisiger Wind ins Gesicht. An der Universität wurden wir als Studenten günstigsten Falls belächelt, normaler
Weise übel beschimpft. Wir traten für Werte ein, die andere aufgehetzt und irrational mit Füssen traten. Ehre,
Freundschaft, Toleranz, gar Vaterland, war nichts, mit dem man in der damaligen Gesellschaft reüssieren konnte. Du, lieber
Jörg, hast stets zu denen gehört, die sich davon nicht beeindrucken ließen, Du warst einer von den wenigen, die
den Korporationsgedanken nicht nur hoch hielten, sondern ihn lebten. Gerne denke ich an die Zeit zurück, in der Du mich
1978 als jungen Erstchargierten der Aktivitas mit Unterstützung unseres Dachverbandes, des Coburger Convents, dazu
eingeladen hast, mit Dir gemeinsam unsere in der DDR lebenden Bundesbrüder zu besuchen. Das war für mich als junger
Mann, der im Kalten Krieg aufgewachsen war, nicht nur beeindruckend, weil es abenteuerlich war, es war zutiefst menschlich und
hat mich deshalb nicht nur bis heute beeinflusst, sondern wird mir bis an mein Lebensende unvergessen bleiben. Das Schicksal
der Menschen, die unfrei in der DDR lebten, lag Dir immer am Herzen, und so hast Du über sehr viele Jahre
regelmäßig, auch mit jungen Bundesbrüdern, diese Besuche wiederholt, bis Dir im November 1989 schließlich
die Geschichte Recht gab. Es gab keinen Teutonen , den Du nicht persönlich kanntest, den Du nicht besucht hast oder mit
dem Dich nicht gemeinsame Erlebnisse verbanden. Du hast nicht nur, da aber ganz besonders, als Altherrenvorsitzender
unbändigen Einsatz gezeigt, auch bei der Unterstützung unserer damals notleidenden Nachwuchssituation. Und Du warst,
gemeinsam mit den damaligen Mitgliedern der Aktivitas, letztendlich erfolgreich. Ich selbst habe in dieser Zeit mehrere
Semester lang die Aktivitas als Erstchargierter geführt, Du den Bund als Altherrenvorsitzender. Ich kann die
Veranstaltungen nicht zählen, an denen Du abends, von Frankfurt nach Bonn kommend, teilgenommen hast, und am nächsten
Morgen wieder Deiner Arbeit an der Universität nachgegangen bist. Dieser Einsatz war vorbildlich und ist kaum mit Worten
zu umschreiben. Rückgrat hast Du bei Deiner Tätigkeit immer gezeigt, außerdem Bescheidenheit: als sich
abzeichnete, dass die Nachwuchssituation und die Stimmung in unserem Bund nachhaltig besser wird, hast Du Dein Amt an Deinen
Nachfolger übergeben. Bundesbruder Wilhelm Tappert hat es tre!end umschrieben: Du warst der Feuerwehrmann Teutoniae. Die
Bundesbrüder haben folgerichtig 1985 Dein Engagement gewürdigt, indem Du feierlich zum Ehrenvorsitzenden der
Altherrenschaft Teutoniae ernannt wurdest; eine Ehre, die zumindest in der Nachkriegszeit neben Dir nur noch zwei weiteren
Bundesbrüdern zuteilwurde. Über Teutonia hinaus hast Du Dich über viele Jahre sozial im Kongo engagiert. Du hast
Dich dort um ein Patenkind gekümmert und seine Erziehung und Ausbildung erfolgreich unterstützt und begleitet.
Zahlreiche Besuche dort, und waren sie auch noch so unbequem und anstrengend, haben den Menschen dort geholfen. Noch über
das letzte Weihnachten und den Jahreswechsel warst Du einige Wochen Gast im Kongo und hast begeistert von den Erlebnissen dort
berichtet. Lieber Jörg, Du warst ein niemals untätiger, Du warst immer ein aktiver und Hilfe spendender Mensch. Du
hattest Ecken und Kanten und nicht immer war jeder mit Deinem Weg einverstanden. Wir Teutonen und viele andere mehr haben Dir
aber unendlich viel zu verdanken. Du warst ein aufrechter Mann, der sich nie hat verbiegen lassen. Ich bin stolz darauf, mit
Dir ein Stück des Weges gemeinsam gegangen zu sein und ich verneige mich vor Dir und Deiner Lebensleistung. Wir werden
Dich nie vergessen und Dir stets ein ehrendes Andenken bewahren. Mögest Du in Frieden ruhen!
K. A., AHV L! Teutonia Bonn im CC
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Weihnachten 2014 im Kongo
Schon eine verrückte Idee, die Weihnachtszeit im Kongo zu verbringen, doch nach zwanzig Jahren
ehrenamtlicher kirchlicher Partnerschaftsarbeit in Lubumbashi, Südost-Kongo, und im Rahmen der Arbeit mit Kindersoldaten
im Nordosten, d. h. rund um Butembo, die von dem 2011 plötzlich verstorbenen Kongo-Spezialisten Martin Dietz, Taunus,
ausgearbeitet und gegenüber dem BMZ abgerechnet wurde, wollte ich nun einmal die Weihnachtszeit ganz privat in Lshi
verbringen. Grund war auch die Tatsache, daß meinem Patenjungen Tresor, 28, den ich seit
14 Jahren kenne, dreimal das Drei-Monatsvisum verweigert wurde; einem hochintelligenten jungen Mann, der Latein voll drauf hat
und z. B. den Existentialismus (A. Camus et al.) mit links erklärt und der nur mal eine kurze Zeit in Deutschland und
Frankreich ein wenig forschen wollte. Deshalb die Idee, ihn dort zu sehen, um ihm gleichzeitig einen Intensivkurs Deutsch
zukommen lassen. Das lief bereits gut an. Im September war ich schon für 14 Tage in Butembo, Nord- Kivu, wo ich nach dem
Rechten schaute hinsichtlich unseres Anschlußprojektes über 55 000 (von 2008 -2010 waren es 160.000,-),
die übrigens nach Genehmigung durch das BMZ zu Dreiviertel übernommen werden, aber 160.000,- durch unseren e.
V. "Neues Leben im Kongo", aufzubringen ist schon eine Menge Arbeit für die Rehabilitation der Kindersoldaten,
besonders der Behandlung ihrer Traumata. Nun also die ganz andere, mir seit 1995 wohlbekannte Südost-Ecke des Kongo, in
der Provinz Katanga - und das in der Regenzeit! Die Provinz Katanga hat zwei Jahreszeiten: Die Trockenzeit, April September und
die jetzige saison de pluie, eben die Regenzeit. Dann kann es schon mal wie aus Sturzbächen regnen, zusammen mit
Gewittern, aber nicht zu lange. Danach sind die Straßen richtig überflutet, denn die Kanalisation stammt aus der
Zeit der Belgier, die 1960 das Land verließen. Gleichzeitig passierte es gleich in der ersten Woche, daß drei Tage
kein Fließwasser da war (trotz Regenzeit) und gleichzeitig der Strom für vier Tage ausfiel. Die Akkus sind dann
immer auf Empfang eingestellt, es könnte ja doch mal Strom für kurze Zeit da sein. Mit dem Wasser ist das
ätzender, denn die Toiletten hier im Haus werden mit dem Eimer gespült! Übrigens wohne ich zusammen mit meinem
Patenjungen bei einer Kölnerin, 87 Jahre, die seit 62 Jahren hier ist. Sie ist sehr fürsorglich und freut sich,
Abwechslung zu haben und demnächst ein bißchen deutsche Weihnacht mit Weihnachtsliedern, Marzipan, Pyramide etc. Der
künstliche Weihnachtsbaum steht schon schön kitschig, was sie selbst sagt aber nun erst einmal Nikolaus: Dieser
spielt sich fast ausschließlich in den großen Schulen ab. Die Eltern werden angeregt, Geschenke für ihre
Kinder zu kaufen, diese heimlich mit Namensschild der Schule zu übergeben, damit diese dann am 6. durch St. Nicholas
direkt in der Schule weitergegeben werden, also nicht durcheinander aus dem großen Sack. Früher war es ein wenig wie
bei uns, daß die Geschenke als Nummernzettel in einer Urne landeten, die Kinder die Nummern zogen und dann die
entsprechenden Geschenke erhielten. Dann bekamen Kinder u. U. Geschenke von geringerem Wert, als die Eltern gegeben hatten. Man
änderte das System fast noch mehr Kommerz als bei uns. In den Kaufhäusern: Supergroße, übermannshohe
Weihnachtsmänner, glatt zum Preis von 220 (!), kitschige Dekoration, keine Dauerweihnachtsmusik. So ein
Geschäft wie auf dem mitgeschickten Foto fand sich nur einmal inL'shi, vergeblich suchte ich darin Halter für die aus
Deutschland mitgebrachten roten Baumkerzen. Nun ja, man kann sie ja auch auf den Tisch stellen, zusammen mit der Pyramide aus
D. etc. - Weihnachten selbst (bei 30 und mehr etwas schwierige Vorstellung): Am 24. gibt es Gebetsgottesdienste und am 25.
'Cultes de Noels', wo ich hier und da 'Stille Nacht' singen werde. Ansonsten wird auch möglichst gut gegessen, ohne
irgendwelche Spezialitäten, auch mangels Geld. In großen Häusern natürlich anders. Arm und reich
könnten kaum näher beieinander sein! Frohe Weihnacht allen und einen guten Start in das Jahr 2015 !
Dr. Jörg Kujaw, z. Z. Lubumbashi, Demokratische Republik Kongo, 15.12.14
taunus-zeitung.de/.../Im-Kongo-ist-noch-viel-zu-tun...
nwzonline.de/.../fest-bei-30-grad-und-regen...
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Quellen:
1.) Ewiges Verzeichnis der Landsmannschaft Teutonia Bonn von 1844 im Coburger Convent, Historisches Archiv,
1844 - heute
2.) Archiv der L! Teutonia Bonn
3.) taunus-zeitung.de/.../Im-Kongo-ist-noch-viel-zu-tun...
4.) nwzonline.de/.../fest-bei-30-grad-und-regen...
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